... ebenso umfangreiche wie sehenswerte Zeitzeugen-Chronik ... man begegnet in den rund elf Stunden Film bemerkenswerten Protagonisten und individuellen Lebensgeschichten
(Isabella Reicher in DER STANDARD vom 9.1.2013 - Link zur Gesamtrezension)
Für manche Filme müsste man Festivals geradezu erfinden: weil sie aufgrund ihres Inhaltes oder aber ihrer Form so sperrig sind, dass sie im normalen Kinobetrieb keine Chance haben: So ein Werk ist der siebenteilige, fast 13-stündige Filmzyklus Vergessene Opfer von Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber, den wir zur Gänze präsentieren. Sieben Lebensberichte, bei denen die Kunst der Reduktion eine Herausforderung an unsere Sehgewohnheiten ist. Ein Werk, das uns nicht nur das Zuhören, sondern auch das Zusehen lehrt.
"Vergessene Opfer" wurde mit der Euromedia Medaille ausgezeichnet, dem ältesten der europäischen Bildungsmedienpreise.
Die Reihe besteht aus sieben Interviews:
Teil 1: Kärntner SlowenInnen 1 - Aussiedlung (105 min.)
Teil 2: Überleben im Versteck (111 min.)
Teil 3: Kärntner SlowenInnen 2 - PartisanInnen (71 min.)
Teil 4: Wiener Rom (51 min.)
Teil 5: Desertion aus der Deutschen Wehrmacht (122 min.)
Teil 6: Homosexualität (40 min.)
Teil 7: Kinder- und Jugendfürsorge (177 min.)
Sie wurden in Erziehungsanstalten misshandelt, kämpften als Deserteure der deutschen Wehrmacht für ein freies Österreich, wurden aufgrund ihrer sexuellen Orientierung inhaftiert, verbrachten ihre ersten Lebensjahre unter fürchterlichen Bedingungen im Versteck, wurden aus rassistischen Gründen verfolgt.
VERGESSENE OPFER ist eine Filmreihe, in der Menschen ihre Lebensgeschichte während der Herrschaft des Nationalsozialismus und die Folgen für das Leben danach erzählen. Sie beleuchtet exemplarisch lange verdrängte oder negierte Schicksale und Nachkriegsbiografien der österreichischen Gesellschaft.
Die Diskriminierungen waren für die Überlebenden mit 1945 nicht zu Ende. Sie galten als „Landesverräter“ oder „Asoziale“ und waren mit Anfeindungen, Gewalt und Benachteiligungen konfrontiert. Sie hatten keine Lobby und erhielten bis in die unmittelbare Gegenwart keine politische oder gesellschaftliche Anerkennung als NS-Opfer, noch wurden ihre Verdienste gewürdigt.
Alle blicken auf ein reiches Leben zurück, das früh beendet hätte sein sollen und das sie trotz aller Widerstände mit großem Mut und viel Kraft gestaltet haben.
Wer die österreichische Gesellschaft verstehen möchte, wird in dieser Reihe viele Antworten finden.
Letztendlich stellt sie auch die Frage, wie die Gesellschaft heute mit Menschen umgeht, die sie sogenannten Randgruppen zuordnet.
Jeder Teil der Reihe „Vergessene Opfer“ widmet sich einer Person. Ihre Erzählung steht als Einzelschicksal für sich und repräsentiert gleichzeitig eine Biografie innerhalb der jeweiligen Opfergruppe.